Die Unvollkommenen (Theresa Hannig)
Die Unvollkommenen (Theresa Hannig)
Genre: Dystopie, Science-Fiction
Verlag: Lübbe
ISBN: 978-3-404-20947-7
Seiten: 399
Lesezeitraum: 03.11.2023 – 18.11.2023
Lesedauer: 6h
Kurzbeschreibung des Lübbe Verlags
Bundesrepublik Europa, 2057: Es herrscht Frieden in der Optimalwohlökonomie, einem lückenlosen Überwachungssystem, in dem mithilfe von Kameras, Linsen und Chips alles erfasst und gespeichert wird. Menschen und hochentwickelte Roboter sollen Seite an Seite leben. Störenfriede werden weggesperrt. So auch die Systemkritikerin Lila. Als sie im Gefängnis aus einem künstlichen Koma erwacht, stellt sie fest, dass ihr schlimmster Albtraum wahr geworden ist: Die BEU wird von einer KI regiert. Samson Freitag…
Meine Meinung zum Buch
Macht genau dort weiter, wo der erste Band aufgehört hat. Und hat mich auch noch mehr gepackt, weil es noch tiefer in mein Lieblings-Genre eindringt. Absolute Leseempfehlung an jeden, der auf dystopische Sience-Fiction in einer aus unserer Sicht realistisch anmutenden Welt spielt. Eine Realität, die eindeutig keine ist, aber durchaus eine sein könnte. Schade, das es keinen weiteren Band gibt.
Alle Bände
Band 1: Die Optimierer (Theresa Hannig)
Band 2: Die Unvollkommenen (Theresa Hannig)
Bücher im Genre Dystopie
Die Zeuginnen (Margaret Atwood)
Genre: Dystopie
Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-31665-1
Seiten: 576
Originaltitel: The Testaments
Übersetzung (deutsch): Monika Baark
Lesezeitraum: 26.11.2019-18.12.2019
Kurzbeschreibung des Piper Verlags
„Und so steige ich hinauf, in die Dunkelheit dort drinnen oder ins Licht.“ – Als am Ende vom „Report der Magd“ die Tür des Lieferwagens und damit auch die Tür von Desfreds „Report“ zuschlug, blieb ihr Schicksal für uns Leser ungewiss. Was erwartete sie: Freiheit? Gefängnis? Der Tod? Das Warten hat ein Ende! Mit „Die Zeuginnen“ nimmt Margaret Atwood den Faden der Erzählung fünfzehn Jahre später wieder auf, in Form dreier explosiver Zeugenaussagen von drei Erzählerinnen aus dem totalitären Schreckensstaat Gilead. „Liebe Leserinnen und Leser, die Inspiration zu diesem Buch war all das, was Sie mich zum Staat Gilead und seine Beschaffenheit gefragt haben. Naja, fast jedenfalls.Die andere Inspirationsquelle ist die Welt, in der wir leben.“
Meine Meinung zum Buch
Ich habe vorher extra noch mal den Report der Magd gelesen, den ich mir zuletzt 2015 zu Gemüte geführt hatte. Wieder voll im Thema drin, konnte ich mich nun also den (Zeit)Zeuginnen widmen.
Wie bereits der Vorgänger hat mir auch dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. Man erfährt die Republik von Gilead noch einmal aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Wurde im Report der Magd die Welt aus der Sicht einer solchen Magd geschildert, erfährt man hier in drei Handlungssträngen, wie es ist als Tochter eines hochrangigen Commander in Gilead aufzuwachsen, erlebt den Werdegang einer Tante – wenn nicht DER Tante und erhält einen Blick auf Gilead von Außen durch die Augen eines in Kanada aufwachsenden Teenager-Mädchens.
Die einzelnen Handlungsstränge zu verfolgen fand ich sehr spannen, bei jedem Perspektivwechsel habe ich mich zum einen geärgert, aus der fesselnden Handlung gerissen zu werden, zum anderen war ich Neugierig, wie es wohl mit der nächsten Protagonistin weitergehen würde.
Am Ende ging mir dann jedoch alles ein wenig zu schnell, hier hätte ich mir das eine oder andere Kapitel mehr gewünscht. Nichts destotrotz schaffte es Atwood einmal mehr, mich in der Republik Gilead zu fangen.
Im Vorwort zum Report der Magd schreibt Atwood „If I was to create an imaginary garden, I wanted the toads in it to be real.“.
Eine ihrer Regeln beim Schreiben des Buches war, dass sie keine Ereignisse darin verarbeiten wollte, die nicht bereits passiert sind in der Geschichte der Menschheit und auch keine Technologie verwenden wollte, die nicht schon in irgendeiner Form existierte, Keine ausgedachten Gesetze, keine ausgedachten Grausamkeiten. Alles was sie verwendet ist inspiriert durch wahre Epochen der Zeitgeschichte.
Die Republik (Gilead) hat ihre Wurzeln im puritanischen 17. Jahrhundert. Die schwindende Population hat ihre Inspiration aus Studien aus China, die eine sinkende Zeugungsfähigkeit chinesischer Männer belegen. In totalitären Systemen hat die herrschende Klasse schon immer wichtige Resourcen für sich beansprucht – im Fall des Buchs die fruchtbaren Frauen, die als Mägde an die gehobene Gesellschaft „verteilt“ werden. Als Beispiel hat sie sich an der biblischen Geschichte von Jacob und seinen beiden Frauen und seinen beiden Mägden orientiert. Ein Mann, vier Frauen, zwölf Söhne, aber die Mägde durften ihre Kinder nicht für sich beanspruchen, sie gehörten zu den Ehefrauen Jacobs.
Allein das Vorwort des Vorgängerbuchs zu lesen ist sehr interessant und erklärt. warum die Geschichte sich so erschreckend real anfühlt. Dieser Maxime blieb sie auch im zweiten Buch treu.
Alle Bände
Band 1: Der Report der Magd (Margaret Atwood)
Band 2: Die Zeuginnen (Margaret Atwood)
Bücher im gleichen Genre
Metro 2033 (Dmitry Glukhovsky)
Metro 2033 (Dmitry Glukhovsky)
Genre: Dystopie, Science-Fiction
Verlag: Heyne (Leseprobe)
ISBN: 978-3-453-52968-7
Seiten: 816
Übersetzung (deutsch): M. David Drevs
Lesezeitraum: 07.12.2018-14.12.2018
Kurzbeschreibung des Heyne Verlags
Moskau liegt in Schutt und Asche
Es ist das Jahr 2033. Nach einem verheerenden Krieg liegen weite Teile der Welt in Schutt und Asche. Moskau ist eine Geisterstadt, bevölkert von Mutanten und Ungeheuern. Die wenigen verbliebenen Menschen haben sich in das weit verzweigte U-Bahn-Netz der Hauptstadt zurückgezogen und dort die skurrilsten Gesellschaftsformen entwickelt. Sie leben unter ständiger Bedrohung der monströsen Wesen, die versuchen, von oben in die Metro einzudringen … Dies ist die Geschichte des jungen Artjom, der sich auf eine abenteuerliche Reise durch die U-Bahn-Tunnel macht, auf der Suche nach einem geheimnisvollen Objekt, das die Menschheit vor der endgültigen Vernichtung bewahren soll.
Meine Meinung zum Buch
Die Story ist zwar manchmal etwas langatmig aber im Großen und Ganzen hat sie mir recht gut gefallen. Hin und wieder driftet das Buch etwas ins Übersinnliche ab, was mir zu Beginn nicht ganz gefiel – vielleicht auch, weil ich das Buch fälschlicherweise als reine Dystopie eingestuft hatte.
Einige Dinge habe ich auch nicht ganz nachvollziehen können, vielleicht sind diese aber auch in weiteren Büchern des Universums näher behandelt – das finde ich nämlich mit das Spannendste an dem Buch: Der Autor hat ein Universum geschaffen, in dem sich inzwischen auch andere Autoren ausleben und so die Geschichten der Metro immer weiterspinnen. Vielleicht erfährt man also in einem der anderen Bücher was es mit den Bibliothekaren auf sich hat, warum dieser ominöse Foliant geborgen werden soll und warum der Kreml eine solche Anziehungskraft hat.
Auch wenn das Ende ob meiner falschen Vorstellungen von dem Buch für mich gänzlich unerwartet war fand ich es dennoch sehr gut, weil es auch einige moralische, fast schon philosophische Fragen aufwirft.
Da mir die Grundidee ausgesprochen gut gefällt, bin ich gespannt auf die weiteren Geschichten aus dem Metro-Universum.
Bücher in den gleichen Genres
Clockwork Orange (Anthony Burgess)
Genre: Drama, Dystopie, Science-Fiction
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-13079-1
Seiten: 224
Originaltitel: A Clockwork Orange
Übersetzung (deutsch): Wolfgang Krege
Lesezeitraum: 21.02.2016-03.03.2016
Kurzbeschreibung des Heyne Verlags
Der junge Alex prügelt, vergewaltigt, tötet – bis man mit Hilfe moderner Technik einen wahren Christen aus ihm macht. Doch zu welchem Preis?
Meine Meinung zum Buch
Ich habe vor ein paar Jahren bereits den Film gesehen, wollte das Buch aber unbedingt auch noch lesen. Nun hab ich es getan. Natürlich habe ich in meinem Bestreben, Bücher (wenn meine Sprachkenntnisse es mir eben ermöglichen) im Original zu lesen, nicht bedacht, dass der Protagonist Alex, welcher die Geschichte erzählt im vom Autor ausgedachten Jugendslang, dem Nadsat spricht. Die ersten Seiten waren für mich wirklich anstrengend zu lesen und ich habe mich mehr als einmal verflucht, nicht die deutsche Fassung gewählt zu haben, aber irgendwann kippt man tatsächlich in den Slang ein und es liest sich flüssig weiter.
Die Geschichte strotzt nur so von Gewalttaten, diese werden auch mehr oder minder detailliert beschrieben wirken jedoch durch diesen ausgedachten Jugendslang viel weiter weg, als sie es sind. Burgess hat dazu einmal gesagt „Weil es im Manuskript, das in meiner Schublade schmorte, viel Gewalt gab und im fertigen Werk sogar noch mehr, sollte das eigenartige neue Kauderwelsch als eine Art Nebel dienen, der die Gewalttätigkeiten halb verbirgt und den Leser vor seinen eigenen niederen Instinkten schützt.“ und das trifft es ziemlich genau. Die Gewalttaten wirken weniger grausig, weil sie in einen fremden Slang verpackt sind.
Während dem Lesen stellte ich fest, wie sich mein eigener moralischer Anspruch immer wieder verschob. Das Verhalten von Alex ist nicht richtig, aber genauso wenig ist das Experiment richtig. Ich war ständig hin- und hergerissen, welches von beiden nun am wenigsten richtig ist, für welches Übel man sich aus moralischer aber auch aus gesellschaftlicher Sicht entscheiden sollte.
Was ich peinlicherweise erst jetzt, als ich den deutschen Titel zu dem Buch raussuchte, „gelernt“ habe ist, dass es sich bei „Orange“ nicht um die Farbe sondern die Frucht handelt (im Deutschen hieß das Buch zunächst „Die Uhrwerk Orange“). Naja, ob das den Titel jetzt weniger seltsam macht, ist fragwürdig.
Sowohl das Buch als auch den Film halte ich für empfehlenswert, wenn auch etwas eigenwillig. Allein schon wegen der Sprache muss man glaube ich schon so ein bisschen offen sein für Absurdes und Abgedrehtes, um das Buch schätzen zu können. Ich fand es „real horrorshow“.
Bücher in den gleichen Genres
Träumen Androiden von elektrischen Schafen? – Blade Runner (Philip K. Dick)
Träumen Androiden von elektrischen Schafen? – Blade Runner (Philip K. Dick)
Genre: Dystopie, Science-Fiction
Verlag: Fischer Verlage
ISBN: 978-3-596-90716-8
Seiten: 272
Originaltitel: Do Androids Dream of Electric Sheep?
Übersetzung (deutsch): Manfred Allié
Lesezeitraum: 03.02.2016-11.02.2016
Kurzbeschreibung des Fischer Verlags
»Träumen Androiden von elektrischen Schafen?« – Diese Frage stellte sich Philip K. Dick im Titel seines 1968 erschienenen Romans. Ridley Scott hat danach den Film »Blade Runner« gedreht, der 1982 in die Kinos kam. Roman wie Film erzählen die Geschichte des Kopfgeldjägers Rick Deckard, der Jagd auf künstliche Menschen macht. Im Buch geht es allerdings um weit mehr: Auf einer von einem Atomkrieg verwüsteten Welt sind künstliche Tiere zu Statussymbolen geworden, eine »Mercertum« genannte Fernsehreligion treibt ihr Unwesen, und sogenannte »Stimmungsorgeln« manipulieren die Gefühle der Menschen. Und nicht nur Androiden werden auf Empathie getestet …
Meine Meinung zum Buch
Wiedermal ein Buch, welches bereits seit längerem auf meiner Liste und auch in meinem Schrank stand, endlich kam ich dazu, es zu lesen.
Ich fand das Buch sehr interessant, was allerdings nicht nur an der Story an sich liegt, sondern auch an den Fragen, die es aufgeworfen hat. Was macht den Menschen aus? Was macht generell ein Lebewesen aus? Wenn ein elektrisches Schaf Zuneigung, Futter und Sauberkeit benötigt, wenn es krank wird und sterben kann, was unterscheidet es dann noch von einem „echten“ Schaf? Wenn ein Android denken kann, einen Überlebenswillen hat, sich nach Freiheit sehnt, was unterscheidet ihn dann noch von einem Menschen? Die fehlende Empathie? Was ist dann mit Menschen, denen die Fähigkeit zur Empathie abgeht?
Die Geschichte, in die diese philosophischen Fragen verpackt sind wird eher nebensächlich, auch wenn sie dennoch gut ist. Mir hat es viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen, auch wenn ich noch nicht alle Fragen beantworten konnte, die ich mir gestellt habe. Eventuell schau ich mir dann doch auch mal den Film (Blade Runner) an.
Bücher in den gleichen Genres
Bücher im Genre Science-Fiction
Metro 2033 (Dmitry Glukhovsky)
Metro 2033 (Dmitry Glukhovsky)
Genre: Dystopie, Science-Fiction
Verlag: Heyne (Leseprobe)
ISBN: 978-3-453-52968-7
Seiten: 816
Übersetzung (deutsch): M. David Drevs
Lesezeitraum: 07.12.2018-14.12.2018
Kurzbeschreibung des Heyne Verlags
Moskau liegt in Schutt und Asche
Es ist das Jahr 2033. Nach einem verheerenden Krieg liegen weite Teile der Welt in Schutt und Asche. Moskau ist eine Geisterstadt, bevölkert von Mutanten und Ungeheuern. Die wenigen verbliebenen Menschen haben sich in das weit verzweigte U-Bahn-Netz der Hauptstadt zurückgezogen und dort die skurrilsten Gesellschaftsformen entwickelt. Sie leben unter ständiger Bedrohung der monströsen Wesen, die versuchen, von oben in die Metro einzudringen … Dies ist die Geschichte des jungen Artjom, der sich auf eine abenteuerliche Reise durch die U-Bahn-Tunnel macht, auf der Suche nach einem geheimnisvollen Objekt, das die Menschheit vor der endgültigen Vernichtung bewahren soll.
Meine Meinung zum Buch
Die Story ist zwar manchmal etwas langatmig aber im Großen und Ganzen hat sie mir recht gut gefallen. Hin und wieder driftet das Buch etwas ins Übersinnliche ab, was mir zu Beginn nicht ganz gefiel – vielleicht auch, weil ich das Buch fälschlicherweise als reine Dystopie eingestuft hatte.
Einige Dinge habe ich auch nicht ganz nachvollziehen können, vielleicht sind diese aber auch in weiteren Büchern des Universums näher behandelt – das finde ich nämlich mit das Spannendste an dem Buch: Der Autor hat ein Universum geschaffen, in dem sich inzwischen auch andere Autoren ausleben und so die Geschichten der Metro immer weiterspinnen. Vielleicht erfährt man also in einem der anderen Bücher was es mit den Bibliothekaren auf sich hat, warum dieser ominöse Foliant geborgen werden soll und warum der Kreml eine solche Anziehungskraft hat.
Auch wenn das Ende ob meiner falschen Vorstellungen von dem Buch für mich gänzlich unerwartet war fand ich es dennoch sehr gut, weil es auch einige moralische, fast schon philosophische Fragen aufwirft.
Da mir die Grundidee ausgesprochen gut gefällt, bin ich gespannt auf die weiteren Geschichten aus dem Metro-Universum.
Bücher in den gleichen Genres
Clockwork Orange (Anthony Burgess)
Genre: Drama, Dystopie, Science-Fiction
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-13079-1
Seiten: 224
Originaltitel: A Clockwork Orange
Übersetzung (deutsch): Wolfgang Krege
Lesezeitraum: 21.02.2016-03.03.2016
Kurzbeschreibung des Heyne Verlags
Der junge Alex prügelt, vergewaltigt, tötet – bis man mit Hilfe moderner Technik einen wahren Christen aus ihm macht. Doch zu welchem Preis?
Meine Meinung zum Buch
Ich habe vor ein paar Jahren bereits den Film gesehen, wollte das Buch aber unbedingt auch noch lesen. Nun hab ich es getan. Natürlich habe ich in meinem Bestreben, Bücher (wenn meine Sprachkenntnisse es mir eben ermöglichen) im Original zu lesen, nicht bedacht, dass der Protagonist Alex, welcher die Geschichte erzählt im vom Autor ausgedachten Jugendslang, dem Nadsat spricht. Die ersten Seiten waren für mich wirklich anstrengend zu lesen und ich habe mich mehr als einmal verflucht, nicht die deutsche Fassung gewählt zu haben, aber irgendwann kippt man tatsächlich in den Slang ein und es liest sich flüssig weiter.
Die Geschichte strotzt nur so von Gewalttaten, diese werden auch mehr oder minder detailliert beschrieben wirken jedoch durch diesen ausgedachten Jugendslang viel weiter weg, als sie es sind. Burgess hat dazu einmal gesagt „Weil es im Manuskript, das in meiner Schublade schmorte, viel Gewalt gab und im fertigen Werk sogar noch mehr, sollte das eigenartige neue Kauderwelsch als eine Art Nebel dienen, der die Gewalttätigkeiten halb verbirgt und den Leser vor seinen eigenen niederen Instinkten schützt.“ und das trifft es ziemlich genau. Die Gewalttaten wirken weniger grausig, weil sie in einen fremden Slang verpackt sind.
Während dem Lesen stellte ich fest, wie sich mein eigener moralischer Anspruch immer wieder verschob. Das Verhalten von Alex ist nicht richtig, aber genauso wenig ist das Experiment richtig. Ich war ständig hin- und hergerissen, welches von beiden nun am wenigsten richtig ist, für welches Übel man sich aus moralischer aber auch aus gesellschaftlicher Sicht entscheiden sollte.
Was ich peinlicherweise erst jetzt, als ich den deutschen Titel zu dem Buch raussuchte, „gelernt“ habe ist, dass es sich bei „Orange“ nicht um die Farbe sondern die Frucht handelt (im Deutschen hieß das Buch zunächst „Die Uhrwerk Orange“). Naja, ob das den Titel jetzt weniger seltsam macht, ist fragwürdig.
Sowohl das Buch als auch den Film halte ich für empfehlenswert, wenn auch etwas eigenwillig. Allein schon wegen der Sprache muss man glaube ich schon so ein bisschen offen sein für Absurdes und Abgedrehtes, um das Buch schätzen zu können. Ich fand es „real horrorshow“.
Bücher in den gleichen Genres
Träumen Androiden von elektrischen Schafen? – Blade Runner (Philip K. Dick)
Träumen Androiden von elektrischen Schafen? – Blade Runner (Philip K. Dick)
Genre: Dystopie, Science-Fiction
Verlag: Fischer Verlage
ISBN: 978-3-596-90716-8
Seiten: 272
Originaltitel: Do Androids Dream of Electric Sheep?
Übersetzung (deutsch): Manfred Allié
Lesezeitraum: 03.02.2016-11.02.2016
Kurzbeschreibung des Fischer Verlags
»Träumen Androiden von elektrischen Schafen?« – Diese Frage stellte sich Philip K. Dick im Titel seines 1968 erschienenen Romans. Ridley Scott hat danach den Film »Blade Runner« gedreht, der 1982 in die Kinos kam. Roman wie Film erzählen die Geschichte des Kopfgeldjägers Rick Deckard, der Jagd auf künstliche Menschen macht. Im Buch geht es allerdings um weit mehr: Auf einer von einem Atomkrieg verwüsteten Welt sind künstliche Tiere zu Statussymbolen geworden, eine »Mercertum« genannte Fernsehreligion treibt ihr Unwesen, und sogenannte »Stimmungsorgeln« manipulieren die Gefühle der Menschen. Und nicht nur Androiden werden auf Empathie getestet …
Meine Meinung zum Buch
Wiedermal ein Buch, welches bereits seit längerem auf meiner Liste und auch in meinem Schrank stand, endlich kam ich dazu, es zu lesen.
Ich fand das Buch sehr interessant, was allerdings nicht nur an der Story an sich liegt, sondern auch an den Fragen, die es aufgeworfen hat. Was macht den Menschen aus? Was macht generell ein Lebewesen aus? Wenn ein elektrisches Schaf Zuneigung, Futter und Sauberkeit benötigt, wenn es krank wird und sterben kann, was unterscheidet es dann noch von einem „echten“ Schaf? Wenn ein Android denken kann, einen Überlebenswillen hat, sich nach Freiheit sehnt, was unterscheidet ihn dann noch von einem Menschen? Die fehlende Empathie? Was ist dann mit Menschen, denen die Fähigkeit zur Empathie abgeht?
Die Geschichte, in die diese philosophischen Fragen verpackt sind wird eher nebensächlich, auch wenn sie dennoch gut ist. Mir hat es viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen, auch wenn ich noch nicht alle Fragen beantworten konnte, die ich mir gestellt habe. Eventuell schau ich mir dann doch auch mal den Film (Blade Runner) an.
Bücher in den gleichen Genres
Copyworld (Michael Szameit)
Genre: Science-Fiction, Dystopie, Fantasy
Verlag: Das neue Berlin
Lesezeitraum: 07.12.2015 – 02.02.2016
Kurzbeschreibung
Der Traum von der Unsterblichkeit – seit Tausenden von Jahren träumen ihn die Menschen. Im Projekt Copyworld soll er wahr werden: Ein den ganzen Erdball umspannendes Computer-Monstrum wird jedem seine Wunschwelt in einer perfekten Virtualität garantieren. Und in dieser wird er ewig leben.
Der Eliteschüler Hyazinth Blume ist einer der Auserwählten, die ihr Leben in den Dienst für dieses gigantische Unternehmen stellen. Diese „Märtyrer“ genießen märchenhafte Privilegien, unsichtbare Hände ebnen ihnen alle Wege, und so lebt Hyazinth sorglos in den Tag hinein.
Aber dann merkt er, dass irgendetwas nicht stimmt. Er gerät in einen Strudel unbegreiflicher Vorgänge, der ihn erbarmungslos mit sich reißt und schließlich in die Reihen einer zu allem entschlossenen Untergrundarmee spült. Dort erst wird ihm das Ausmaß des zynischen Betrugs vage bewusst, und während der blutigen Schlacht um die Festung Van Zyl fasst er einen folgenschweren Entschluss.
Parallel zur Geschichte Hyazinths wird die des jungen Herrschers Derek von Seemark erzählt. Diese Fantasy-Welt ist eine der Virtualitäten im Projekt Copyworld.
Derek wappnet sich für den Kampf gegen seinen Onkel Rorik, der Dereks Vater Curdin ermordete um des seemärkischen Thrones Willen, und der nur mithilfe eines Bannfluchs der greisen Ahne Aja aus dem Land getrieben werden konnte – aber Ajas Kräfte schwinden, und Derek muss Verbündete um sich scharen, denn die Entscheidungsschlacht ist unausweichlich. Er liebt den Krieg nicht. Viel lieber steht er neben dem Schmied am Amboss oder streift mit seinem Dreihorn Gadar durch die Wälder – trotzdem führt keiner die Leibsense geschickter als er, und nicht zuletzt, weil seine Kampfkunst die Thar-Krieger aus dem fernen Inselreich Tsalla beeindruckt, gelingt ein mächtiges Bündnis…
Meine Meinung zum Buch
Im Prinzip bekommt man zwei Geschichten in einem Buch erzählt, einmal die Geschichte von Hyazinth, der in einer wenig erbaulichen Zukunft in Weltenstein lebt und dort zum Märtyrer ausgebildet wird und zum anderen die Geschichte um Derek und sein Reich Seemark, das er vor seinem Onkel Rorik schützen muss. Zwischendurch hat man immer wieder das Gefühl, die beiden Geschichten sind wichtig füreinander und alles läuft am Ende irgendwie auf einen Handlungsstrang hinaus – dem ist jedoch leider nicht so. Ein feiner Zusammenhang ist gegeben, aber leider wird die Geschichte um Seemark nicht zu Ende geführt. Man hat das Gefühl, der Autor hat sie am Ende in der Hektik vergessen. Generell wirkt das Ende sehr abrupt auf mich, was sehr schade ist, denn das Buch hatte gut angefangen und grade die Geschichte um Seemark fand ich immer spannender.
Im Nachhinein habe ich dann gelesen, dass meine Empfindungen dahingehend richtig waren, der Autor selbst schrieb „Etwas Hand anlegen musste ich dafür noch: Der Fantasy-Handlungsstrang war nur zur Hälfte fertig, den hatte ich etwas vernachlässigt, weil mir die Gesellschafts-Satire des Hyazinth-Strangs wichtiger war. Also würgte ich die Seemark-Geschichte ziemlich brutal ab, allerdings mit dem heimtückischen Hintergedanken, so später vielleicht einen zweiten Band ertrotzen zu können, falls sich doch noch ein Großverlag finden sollte.“ Aufgewachsen in der DDR sollte der Roman eine Abrechnung mit dem System sein. Eine Art Satire über den Überwachungsstaat. Dies ist ihm mit dem naiven Hyazinth als Protagonisten auch gut gelungen. Der glaubt so sehr an die ihm indoktrinierte Lehre, dass er sogar für einen im Menschen implantieren Überwachungsapparat, den er durch einen Zufall entdeckt eine Erklärung im Sinne des Staates und der Regierung findet. Bis zuletzt ist die gute Seele davon überzeugt, dass der Herrscher, in diesem Fall der Oberste Exarch, nur Gutes zu tun vermag.
Bücher in den gleichen Genres